Der Mantel
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Ein Baby so lieblich,
so zierlich erscheint.
Zufrieden erst wirkt es,
bis plötzlich es weint.
Es ruft nach den Eltern,
sie eilen herbei.
So viel will es fragen,
und tuts mit Geschrei.
„Ich hab“, sagt der Vater,
„dies Mäntelchen hier.
Ist mehr als nur Kleidung,
stets helfen wird’s dir!
War lange sein Träger
und gab darauf Acht;
soll dir nun gehören,
so stolz mich das macht!“
Der Mantel des Mannes,
den Knaben beschützt,
als warmer Begleiter
und Trostspender nützt.
Doch dann, mit den Jahren,
da engt er ihn ein,
der Junge will wachsen,
ja frei will er sein.
Der treue Gefährte
wird fürchterlich schwer,
der Raum, den er zulässt,
genügt nun nicht mehr.
„Komm sieh, lieber Vater,
ich wachse heraus!
Was lang sich bewährte,
reicht jetzt nicht mehr aus.
Die Form und die Farben
solln passen zu mir.
Muss bunt und auch weit sein,
hab Stoff schon dafür!“
So feiln sie am Muster,
grad wie er´s beschreibt,
wird vieles geändert,
doch manches auch bleibt.
Den Mantel, den neuen,
zufrieden er trägt.
In diesem so grossen,
sich´s besser bewegt.
Doch dann, eines Winters,
da ruft auch sein Kind.
Er eilt in das Zimmer,
zur Hilfe geschwind.
Den Mantel der Werte
er stolz überreicht.
Das Kind wird ihn tragen,
- für Jahre vielleicht.